
In Ihrem Debütroman „Durst ist schlimmer als Heimweh“ erzählt Lucy Fricke das Schicksal der Problemjugendlichen Judith Sita: Judith zählt gerade mal 16 Jahre und steht damit eigentlich erst am Anfang ihres Lebens, doch nach allen dramatischen Erlebnissen in ihrer Kindheit steckt sie schon fatal in einer biografischen Sackgasse fest. Sie ist wegen hunderter Fehlstunden von der Schule geflogen, hat Alkohol- und Drogenprobleme und ist Opfer häuslicher Gewalt. Als ihre Mutter die Familie ausgerechnet an ihrem Geburtstag verlässt, läuft sie von Zuhause weg und landet schließlich in einer Wohngruppe für Betreutes Wohnen. Dort stößt sie auf Gleichgesinnte, Menschen mit ähnlichem Hintergrund, die genau wie sie schon früh aus dem gesellschaftlichen Raster heraus gefallen sind. Zum ersten Mal seit Jahren zeigt sich ein Hoffnungsschimmer, in der Gesellschaft wieder Fuß fassen zu können.
Lucy Fricke beschreibt das Ende einer desaströsen Kindheit eindringlich und schonungslos. Dass der Roman dabei niemals anklagend ist, ist dem Können der Autorin geschuldet, eine gute Balance zwischen Tragik und Komik zu finden.
»Bei jeder Seite wünschte man einen Hut, um ihn ziehen zu können, vor Lucy Fricke, vor diesem Buch, das einem ganz und gar nichts erspart.« Till Rammstedt
Die in Berlin lebende Autorin jobbte nach einer abgebrochenen Schullaufbahn in Fabriken, Imbissketten und Bars, bis sie über ein Praktikum zum Film kam. Sie arbeitete für verschiedene Filmproduktionen wie »Kurz und schmerzlos« von Fatih Akin und »Absolute Giganten«von Sebastian Schipper. Ab 2003 studierte sie am Leipziger Literaturinstitut Prosa und Dramatik. 2005 gewann Lucy Fricke mit ihrer Kurzgeschichte »Winken bis nach Buenos Aires« den 1. Preis beim open mike – Wettbewerb. Mit »Durst ist schlimmer als Heimweh« ist ihr ein fulminantes Debüt gelungen.
27. Januar 2009, 19:30 Uhr, Eintritt: 5,- EUR, Veranstaltungsort: VIA Verbund gGmbH, Schönhauser Allee 175, 10119 Berlin