Ilse Pohls schriftlicher Nachlass findet Aufnahme im Hessischen Staatsarchiv

Der schriftliche Nachlaß der letztes Jahr im Alter von 103 Jahren verstorbenen Schriftstellerin Ilse Pohl wurde vom Hessischen Staatsarchiv in Darmstadt erworben. Der Nachlaß umfaßt Manuskripte der seit 1950 veröffentlichten Glossen, Erzählungen und Biographien, einige Tausend Briefe und die Tagebücher, die von 1945 an erhalten sind und in denen Pohl die Zeitläufte dokumentiert und kommentiert hat.

Ilse Pohls schriftliche Nachlaß vom Hessischen Staatsarchiv erworben

„Es sind“, so der Altverleger der Frankfurter Verlagsgruppe, Dr. Prinz von Hohenzollern, „historische Quellen ersten Ranges. Der Leser erlebt die Unsicherheit, ja die Todesangst beim bevorstehenden Einmarsch der amerikanischen Truppen in Frankfurt a.M. mit, die der Bevölkerung durch Abwurf von Flugzetteln die vollständige Zerstörung der Stadt angekündigt und die Bevölkerung aufgefordert hatten, sofort zu fliehen. Ilse Pohl und ihr Mann wußten um die Gefahren auf der Flucht – und blieben, wissend, dies könne das Ende bedeuten.“

Ilse Pohl hatte Ende der Zwanziger Jahre an der Kunstschule „Der Weg“ Malerei und Bildhauerei studiert, an der sie u.a. von Hans Haffenrichter unterrichtet wurde und damit unter dem Einfluß Kandinskys, Feiningers und Oskar Schlemmers stand. Ihre große Liebe aber war die Literatur.
Als Schriftstellerin wirkte sie bis zuletzt im Aufsichtsrat der Frankfurter Verlagsgruppe und setzte sich für die jungen Autoren ein. „Sie war ein echtes Vorbild“, so Barbara von Braun-Lacoste, ihre Nachfolgerin in der Stellung der Aufsichtsratsvorsitzenden.

„Ihre Manuskripte mit ihren Redaktionen, also mit ihren zahllosen Verbesserungen, Ergänzungen, Umstellungen, Anhängen und Umarbeitungen verraten, wieso der Beruf der um den richtigen Ausdruck ringenden Schriftstellerin ein so schwieriges und intellektuell forderndes Geschäft ist. Wenn Ilse Pohl in einer Woche intensiver Arbeit drei Seiten zur Druckreife brachte, war das viel.“

Der Briefwechsel sei von einem hohen Grad literarischer, philosophischer und religiöser Reflexivität, so Prinz von Hohenzollern, und die Langsamkeit kein Zeichen mangelnder Fähigkeit, denn: „Das Eigentliche und Besondere war ihre dringende Ehrlichkeit, der nagende Zweifel, echt und damit wirklich zu sein, also das Ringen um Wahrheit, mit dem sie nicht nur den authentischen Ausdruck suchte, sondern sich auch selbst das Fleisch von den Knochen riß. Vom Grunde ihres Wesens leuchtete eine sich frei verschenkende Liebe, die die Menschen, die ihr begegneten, magisch anzog.“
Ilse Pohl wurde mit zahlreichen hohen Auszeichnungen geehrt und ist dem Publikum durch ihre Bücher, ihre öffentlichen Lesungen und ihre Auftritte in den großen Talkshows bekanntgeworden (www.ilse-pohl.de).

Literatur von Ilse Pohl
Quelle: http://www.openpr.de/news/562432/Staatsarchiv-uebernimmt-Nachlass-der-Schriftstellerin-Ilse-Pohl.html