Meeresrauschen, Wind, das Geschrei von Möwen künden von dem bevorstehenden Ereignis, dem Aufbruch Alexander von Humboldts zu seiner spektakulären Reise nach Lateinamerika vor 210 Jahren. Zu diesem Jubiläum – gleichzeitig dem 240. Geburts- und 150. Todestag – bringt der Verlag Westfire Entertainment das Hörbuch „Eine abenteuerliche Reise am Orinoko von Pierre Oser in limitierter Sonderedition heraus (ET 4/09, ISBN 978-3-940539-10-6, Preis 14,95 EUR).
Auf einer – speziell für diese Sonderedition angelegten – Reisekarte kann der Hörer, wie es Humboldt schon seinem Bruder in einem seiner Briefe anempfahl, die einzelnen Stationen der Reise mitverfolgen.

Eine Reise, die am 25. Juni 1799 mit der Einschiffung in Santa Cruz begann und am 1. August 1804 mit der Rückkehr nach Europa endete. Manchmal melancholisch, manchmal euphorisch schildert er, der von sich sagt: Ein Menschenleben, begonnen wie das meinige, ist zum Handeln bestimmt, in zahllosen Reisetagebüchern und Briefen seine Erfahrungen, Ansichten und Einsichten auf der zunächst 4 050 km langen, in nur 20 Tagen bewältigten Seereise von Afrika zur Neuen Welt. Meeresrauschen, das Knattern der Segel, das Knarren und Ächzen des Schiffes, das Brausen des Windes und das Geschrei der Möwen lassen den Hörer die Reise förmlich mit erleben. Er verfolgt – überaus überzeugend und die entsprechende Situation nachempfindend gelesen von Lutz Blochberger und Christoph Gareisen – die unglaublichsten Abenteuer der Reisegefährten Alexander von Humboldt und Aimé Bonpland auf insgesamt 17 Reiseabschnitten. Von der Schönheit des südlichen Himmels und der Ergriffenheit, die den Reisenden beim Anblick immer neuer Sternbilder erfasst, wird im ersten Abschnitt berichtet: In der Meereseinsamkeit begrüßt man einen Stern wie einen Freund, von dem man lange Zeit getrennt war. Aber auch von der Erkrankung des Schiffspersonals und von Mitreisenden aufgrund fehlender Chinarinde, unfähigen Schiffsarztes und mangelnder Hygiene.
Untermalt von Tönen der Panflöte beginnt die eigentliche Reise mit der Landung am 16. Juli um 9:00 Uhr morgens, als die Mündung des Orinoko – boca de dragón genannt – in Sicht kommt.
Mal aufgeregt, mal übermütig, mal niedergeschlagen, mal nachdenklich berichtet Alexander von Humboldt weiter über die teils vergnügliche, teils beschwerliche, oft auch bedrohlichen Ereignisse im Fortgang der Reise. Die Sprecher vollziehen intensiv geäußerte Antipathien und Sympathien in entsprechender Nuancierung, in Tempo und Lautstärke nach, so dass der Hörer mitfühlt, was Alexander von Humboldt und sein Reisegefährte erleben. Z.B. das Entsetzen über den Sklavenmarkt in Cumaná (So behandelt man Menschen, die anderen Menschen die Mühe des Ackerns und Säens ersparen). Oder das überwältigende Glücksgefühl, das ihn bereits in den ersten Tagen überfällt, was ihn und Bonpland „wie die Narren umherlaufen lässt“ und zu der Einsicht bringt: Man muss genießen, was man hier so nahe hat.
Die überwältigende Einsamkeit am Orinoko, die Stille zur Mittagszeit, die bei genauem Hinhören zu einem ständigen Brausen und Summen der Insekten wird, die Beengtheit der Pirogen, die Schilderung von Sagen, Mythen und Lebensweisen werden nicht nur stimmlich, sondern auch musikalisch untermalt, eindrücklich wiedergegeben. So die Sage vom Schöpfer der Naturvölker, und seinem Bruder, die den Lauf des Orinoko so anlegen wollten, dass man, egal of hinauf oder hinab, immer mit der Strömung fahren kann (an dieser Aufgabe aber scheiterten). Oder vom Fels der Mutter, piedra de la madre, benannt im Gedenken an eine Mutter, die unsägliche Mühen auf sich nahm, um ihre von Missionaren entführten Kinder zurückzuholen. Eine Begebenheit, die von Humboldt erschüttert festhalten lässt: Wenn der Mensch in dieser Einöde kaum eine Spur seines Daseins hinterlässt, so ist es für den Europäer doppelt demütigend, dass durch den Namen eines Felsens das Andenken an die sittliche Verworfenheit unseres Geschlechts an den Gegensätzen zwischen der Tugend des Wilden und der Barbarei des zivilisierten Menschen verewigt ist.
Ob Überfall oder Begegnung mit dem Jaguar, Mückenplage oder ein Fast-Kentern des Bootes, von Humboldt fühlt sich in seinem Element. Er war noch nie so lange gesund, wie während seiner Reise, von der er schließlich im August 1804 wohlbehalten zurückkehrt, inzwischen zum korrespondierenden Mitglied des Nationalinstituts, zum Mitglied der Berliner Akademie und der Societät von Philadelphia sowie zum Akademiker der Italienischen Akademie ernannt.
Ein Hörbuch, das vom ersten Meeresrauschen bis zur letzten nachdenklichen Replik knapp 70 Minuten lang fesselt und zum Nochmal-Hören einlädt.
(Quelle: open-pr)